Kriegstagebuch der Divisionen

Anmerkungen des Herausgebers:

Auf dieser Seite veröffentliche ich Auszüge aus den Kriegstagebüchern der Divisionen meines Großvaters bzw. aus den entsprechenden Anlagen, in denen sein Bataillon, teilweise sogar seine Kompanie, erwähnt wird.
Leider ist von den kleineren Einheiten (Regiment etc.) praktisch kein Kriegstagebuch mehr erhalten geblieben.


Inhalt:

a) Auszüge aus den Kriegstagebüchern:
[A1] 168. Infanterie-Division
[A2] 221. Infanterie-Division
[A3] 3. Panzer-Division
[A4] 158. Reserve-Division

b) Auszüge aus den Anlagen:
(1) Allgemeine Meldungen der Vorgesetzten:
[B1] Meldungen des Kommandeurs Infanterie-Regiment 429
[B2] Meldungen des Kommandeurs 168. Infanterie-Division
(2) Erfahrungsberichte der Vorgesetzten:
[B3] Bericht des 2. Generalstabsoffiziers der 168. ID über das Gefecht bei Kozin-Staryki am 4. Juli 1941
[B4] Erfahrungsbericht des Kdrs. IR 429 über die Sicherung am Irpen vom 4. September 1941
[B5] Erfahrungsbericht des Kdrs. IR 429 über die Kämpfe ostwärts Kiew vom 29. September 1941
[B6] Erfahrungsbericht des Kdrs. 168. ID über die Kämpfe ostwärts Kiew vom 1. Oktober 1941
[B7] Erfahrungsbericht des Kdrs. IR 429 über die vergangenen Kämpfe vom 8. November 1941
(3) Berichte von Vorgesetzten über die Einkesselung bei Beresani am 24./25. September 1941:
[B8] Gefechtsbericht des Kommandeurs II. Bataillon / Infanterie-Regiment 429 (HM Dr. Lubos)
[B9] Gefechtsbericht des Chefs 8. Kompanie / Infanterie-Regiment 429 (Olt. Marschner)

c) Tagesbefehle der Divisionskommandeure:
[C1] Tagesbefehl des Kommandeurs 168. ID (GM Kraiß) vom 12. Juli 1941
[C2] Tagesbefehl des Kommandeurs 168. ID (GM Kraiß) vom 3. September 1941
[C3] Tagesbefehl des Kommandeurs 168. ID (GM Kraiß) vom 29. September 1941
[C4] Tagesbefehl des Kommandeurs 168. ID (GM Kraiß) vom 10. Dezember 1941
[C5] Tagesbefehl des Kommandeurs 221. ID (GL Pflugbeil) vom 18. Februar 1942

d) Tagesbefehle der höheren Truppenführer:
[D1] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers HGr. Süd (GFM von Rundstedt) vom 21. Juli 1941
[D2] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers HGr. Süd (GFM von Rundstedt) vom 14. August 1941
[D3] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers 6. Armee (GFM von Reichenau) vom 10. September 1941
[D4] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers des Heeres (GFM von Brauchitsch) vom 23. September 1941
[D5] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers HGr. Süd (GFM von Rundstedt) vom 23. September 1941
[D6] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers 6. Armee (GFM von Reichenau) vom 27. September 1941
[D7] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers des Heeres (GFM von Brauchitsch) vom 19. Dezember 1941
[D8] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers HGr. Süd (GFM von Reichenau) vom 20. Dezember 1941
[D9] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers HGr. Süd (GFM von Reichenau) vom 20. Dezember 1941


[A1] 168. Infanterie-Division:

1941:
15.5.
Besichtigungen des II./J.R. 429 und III./J.R. 442 im scharfen Schuß.
26.6.41.
Das dem Regiment unterstellte II./J.R. 429 erreicht im Anschluß an I./J.R. 442 allgemeine Linie Gruszow-Kuczkow.
Divisions-Befehl (fernmdl. voraus):
J.R. 429, dem II./- wieder unterstellt wird, säubert das am heutigen Tage gewonnene Gelände und erreicht die im Angriffsbefehl vom heutigen Vormittag befohlene Linie.
27.6.41.
12.00
J.R. 429 erreicht nach Umgruppierung die im Angriffsbefehl vom 26.6. befohlene Linie und sichert nach Süden. II./J.R. 429, dem Regiment wieder unterstellt, gegen Mittag in Szarpanka, wird befehlsgemäß auf Höhe 258 angesetzt, die es 20.10 Uhr nach Kampf in Besitz nimmt.
28.6.41.
16.30
Mündlicher Befehl des Div.Kdrs: I./- und II./J.R. 429 verbleiben in ihren Stellungen (Waldrand 5 km südl. Kol. Horonowka-Luczyce).
4.7.41.
6.20




9.30

10.45
Auf Grund dieses Befehls erfolgt sofort durch Ia fernmdl. Unterrichtung über Lage an J.R. 429 und folgender Vorbefehl:
a) Sofortige Alarmbereitschaft aller nach Norden sichernden Teile.
c) II./J.R. 429 ist sofort nach Kozin heranzuziehen.
Vom Kdr. J.R. 429 wurden hierauf angesetzt:
Verst. II./- zur Sperrung der Straße Kozin-Werba.
In Durchführung der Befehle Kdr. J.R. 429 treten an:
II./- von Kozin aus auf Werba.
wird II./J.R. 429 auf dem Marsch nach Werba, auf Grund der inzwischen eingehenden Meldungen über stärkeren Gegner noch westl. des großen Waldes, angehalten, um es später gegebenenfalls nördl. Kozin zur Unterstützung des I./J.R. 429 einsetzen zu können.
25.7.41.
4.00
Stoßtrupp des J.R. 429 säubert Gelände vor Petruschki auf Naht zwischen III./- u. II./J.R. 429.
Am Nachmittag starke Spähtrupptätigkeit gegen II./J.R. 429 beiderseits der Rollbahn.
26.7.41.
Am Nachmittag Stoßtrupp von Norden gegen II./J.R. 429.
27.7.41.
18.45
Spähtrupp von ca. 30 Mann aus Gorenitschi auf 5./J.R. 429 wird abgewiesen.
29.7.41.
6.00
wird feindl. Spähtrupp vor 5./J.R. 429 aufgerieben.
20.8.41.
5.00
Versuch des Gegners (Kp.-Stärke), in Gorenitschi einzudringen, durch 5./J.R. 429, unterstützt durch I./A.R. 248, unter schweren Verlusten des Gegners abgewiesen.
21.9.41.
23.50
Div.-Befehl an I.R. 429 (durch Funk):
Auftrag für 22.9.: Rgt. sichert und besetzt mit zwei Batln. und Gros - Artl. Baryschewka, gewinnt und sperrt mit einem durch eine zugkräftige Battr. verst. Batl. (Hauptmann Lubos) und unterstellter V.A. Njedra-Übergänge - Bjerjesan.
22.9.41.
12.15
15.10
16.45
18.00
II./I.R. 429 (Hptm. Lubos) z.Zt. im Angriff in und südl. Djernowka, dringt nach Bjerjesan ein.
II./I.R. 429 stand 14.00 Uhr im Kampf südl. Djernowka - Bahndamm Baryschewka. Ständig zunehmender Feindwiderstand.
II./J.R. 429 geht auf Beresany weiter vor.
J.R. 429 meldet:
II./- beobachtet Übergang von 4-5 Kp. über Fl. Njedra nach Beresany. Batl. greift 17.00 an.
23.9.41.


12.00
23.50
Die Nacht verlief ruhig. Das II./J.R. 429 hat noch am späten Abend des 22.9. den Westteil von Beresany besetzt. J.R. 429 bittet daher, den Angriffsbefehl für das Regt. aufzuheben. (3.45 Uhr)
Nach Meldung des Pi.Kdr. ist die Lage in Beresany geklärt. Der Bahnhof und Westteil des Ortes befinden sich in unserer Hand. (II./J.R. 429)
Div.Befehl für den 24.9.:
II./J.R. 429 nach Ablösung durch 44. ID beschleunigt Wegekreuz hart südl. Krasnoarmeysk.
25.9.41.
Starke Feindgruppe noch um und ostw. Beresany. In Beresany selbst hält sich II./J.R. 429 und 1 Batl. der 44. I.D. inmitten Feind.
26.9.41.
2.30
Div.-Befehl (durch Funkspruch):
II./I.R. 429 sichert mit allen Teilen in Nedra.
27.9.41.
7.00
J.R. 429: Mit I./- u. II./-: Nedra.
15.10.41.
I.R. 429 (II./-) besetzt noch vor Einbruch der Dämmerung Rjassnoje und die Höhe 103,7 südostw. davon.
16.10.41.
Das. II./I.R. 429 marschiert am 15.10. 7.00 Uhr auf Straße Chmelowskij - Rjassnoje an der Spitze der Div. (also noch vor I.R. 417). Nach dem Durchmarsch des Batls. wird noch Verkehr russ. Kraftfahrzeuge auf Straße Krasnopolje Mesenowka in südl. Richtung festgestellt.
17.10.41.
J.R. 429 hat Aufklärung nach Tschernetschina - Kamyschino und die Orte ostw. davon angesetzt, weiterhin ein Batl. (II./J.R. 429) westl. Potschajewo zu Abriegelung nach Süden.
18.10.41.
Durch Angriff des II./- und III./- I.R. 429 aus Potschajewo nach Westen, später auch des I.R. 417 aus Puschkarnoje gelingt es, den Gegner auf Smorodino und die Höhen südl. davon zu werfen.
21.10.41.




18.25
Dem II./I.R. 429 (Hptm. Lubos) gelang es jedoch, nach hartem Kampf mit russ. Inf.- und Artl.-Kräften zunächst unbekannter Stärke Lomnaja wieder in Besitz zu nehmen und dem Gegner damit den Weg nach Osten zu verlegen. Wiederholte mit Artl. unterstützte Durchbruchsversuche des zäh und verbissen kämpfenden Gegners werden durch II./J.R. 429 gemeinsam mit Teilen der Battr. Moschner (9./A.R. 248) zurückgewiesen. Der Kampf dauerte den Tag und die Nacht über an und wurde auch am 23.10. mit gleicher Härte fortgesetzt.
gibt Div. Kdr. an J.R. 442 folgenden Befehl:
"Lubos II./J.R. 429 kämpft in Lomnaja gegen größere feindl. Artl. Kolonne. J.R. 442 greift über Topoli bis Lomnaja an und vernichtet Gegner im Walde westl. Lomnaja."
Darauf geht folgender Befehl des Div.Kdrs. (21.00 Uhr) an J.R. 429 mündlich, an J.R. 417 durch Melder:
3.) II./J.R. 429 trifft aus Kampf bei Lomnaja am 22.10. abends in Puschkarnaja ein.
22.10.41.
II./J.R. 429 steht an diesem Tage noch bei Lomnaja in hartem Kampf. Der Gegner, der nun auch von Westen her durch über Topoli vorrückende Teile des J.R. 442 bedrängt wird, versucht immer wieder aus den Wäldern westlich Lomnaja nach Osten und Nordosten auszubrechen. Die durch Artl.- und Granatwerfer-Feuer unterstützten Angriffe des Gegners blieben jedoch im Abwehrfeuer der eigenen Truppen liegen. Gegen 19,00 Uhr gelingt des dem I./J.R. 442 (Oberstltn. Daemm), die Verbindung mit dem II./J.R. 429 im Walde bei Lomnaja herzustellen, wobei der Gegner eine große Anzahl LKW´s und mehrere Vierlings-M.G. verlor.
23.10.41.
während das II./J.R. 429 - letzteres nach Ablösung aus den Kämpfen westl. Lomnaja - zunächst in Puschkarnaja verbleibt.
30.10.41.
Spähtrupps durch II./I.R. 429 und III./A.R. 248 stießen bis Wyskoje - Gostischtschewo vor, feindfrei, mehrere Überläufer.
31.10.41.
II./J.R. 429 rückt nach Gostischtschewo ab, um dort die Sicherung im Brückenkopf zu übernehmen.
Der Einsatz der Regter im Sicherungsbereich ist wie folgt vorgesehen:
J.R. 429:
II./- Raum Kisseljowo - Ssobynino - Gostischtschewo.
8.12.41.
Absicht für 9.12.: Es erreichen:
I.R. 429: II./- nach Ablösung durch Teile 75. I.D. Raum Wissloje.
9.12.41.
I.R. 429 meldet: Nacht im Abschnitt des Rgts. Ruhig. Ablösung auch bei I./- und II./- durchgeführt. Befehlsübergabe 11.00 Uhr. II./- Dernowka.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[A2] 221. Infanterie-Division:

1941:
19.12.41
In der Nacht zum 19.12.41 sind vom Inf.Regt. 429 in Smijewka eingetroffen:
II./Btl. vollständig.
21.12.41
Die eingetroffenen Teile des Inf.Regt. 429 (Regts-Stab, II./Btl., III./Btl., 13./(mit 2 Zügen), 7./Bttr. A.R. 248) treten im 06.00 Uhr von Bogoduchowo bzw. Smijewka zur 45. Inf.Div. (Div.Gef.St. Skorodnoje, 4 km südlich Bahnhof Turowka) an.
29.12.41
Es sind eingesetzt:
Gruppe Gruner: Inf.Regt. 429 mit II./ und III./-
1942:
25.1.1942
Um 20.00 Uhr und 22.00 Uhr greift der Russe in mindestens Komp.-Stärke bei II./Inf.Regt. 429 (Turowez-Mündung) an. Beide zäh vorgetragenen Angriffe wurden im Zusammenwirken mit der Art. zurückgeschlagen. Verfolgende eigene Spähtrupps fanden russ. Propagandamaterial unter anderem die Aufforderung eines Angehörigen des Inf.Regt. 429, der vor 3 Tagen zu den Russen übergelaufen war.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-221)


[A3] 3. Panzer-Division:

1942:
12.3.42.
18,00
meldet Oberst Gruner das Eintreffen seines Rgts.Stabes J.R. 429, den Stab II. Btl. und 1 Kp.. Das Btl. wird bis morgen früh eintreffen, das nächste Btl. in 36 Std. Beide Btle. werden frühestens in 48 Std. in Lipzy eintreffen.
13.3.42.
0,00
II./J.R. 429 ist in Wesseloje-Lipzy eingetroffen.
9,00
Oberst Mikosch bittet dringend um Unterstellung u. Zuführung des II./J.R. 429. Das Korps gibt entsprechenden Befehl.
12,50
Das II./J.R. 429 wird in 3/4 Std. eintreffen und am Südrand des Waldes 4 km südostw. Ternowaja eingesetzt.
15.3.42.
12,00
wieder stärkerer Angriff von Pkt. 186,1 auf II./J.R. 429.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 27-3)


[A4] 158. Reserve-Division:

1943:
6.2.43
Ein im Stützpunkt Landau festgenommener Zivilist, der spionageverdächtig, stellt sich als harmlos heraus.
28.11.43
In der Küstenverteidigung wurde der Abschnitt des Res.Gren.Btl. 190 durch das Res.Gren.Btl. 318 übernommen mit folgenden Gefechtsständen:
Stab/318Machecoul   2./318Pornic
1./318Bourgneuf   4./318Beauvoir sur Mer

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-158)


[B1] Meldungen des Kommandeurs Infanterie-Regiment 429:

Südwestausgang Poryck, 25.6.1941 20,00 Uhr
Betr.: Abendmeldung
Gegen 14 Uhr wurde II./- nordostwärts der Bahnlinie zur Unterstützung des Angriffs J.R. 442 am linken Flügel eingesetzt. Soweit 20 Uhr bekannt, scheint Feindberührung nicht stattgefunden zu haben.

Kolonie Helagun, 27.6.1941
Betr.: Abendmeldung
Das II./-, dem Regiment wieder unterstellt, erreichte gegen Mittag Scarapanca. Auf Befehl der Div. wurde es auf die Höhe 258 westlich Scarapanka angesetzt, die es planmäßig 20,10 Uhr im Besitz hatte.

Südwestausgang Poryck, 29.6.1941 3,00 Uhr
Gefechtsverlauf am 28.6.1941: I./- und II./- mit unterstellten schweren Waffen halten die am 27.6. erreichten Stellungen (Aufstellung bis zur Linie Waldrand 5 km. südl. Kol. Horonowka - Luczyce).
Gemäß mündl. Div.Befehl um 16,30 Uhr verblieb II./- und I./- in ihren Stellungen.

O.U., den 9. Juli 1941
Betr.: Abendmeldung
Das Regiment setzte am 9.7. befehlsgemäß die Suche nach Beutewaffen und Gerät im zugewiesenen Abschnitt fort. Versprengte Feindteile wurden hierbei nicht festgestellt. Um 16,30 Uhr setzte das II./- einen Jagdzug auf von Zivilbevölkerung angegebene Russen mit bisher unbekanntem Erfolg an.
Meldung über Beute nach dem Stand vom 9.7.41 20,00 Uhr:
Wielka-Milca12Panjewagen
"
7Lastkraftwagen
"
2Pkw
"
2Funkwagen
"
2Schlauchboote
nördl. Höhe 33515Panzerkampfwagen
An der Kirche Plycza4s. M.G.
"
10l. M.G.
"
1überschw. M.G.
"
12M.G. Läufe
"
35Seitengewehre
"
75Gewehre
"
40kl. Granaten
"
200Handgranaten
"
20 000Schuß Inf.Munition geschätzt

O.U., den 24.7.41.
Betr.: Abendmeldung
Im Abschnitt des II./- südlich der Rollbahn keine Veränderung. Höhe 183 wurde durch etwa 30 Russen angegriffen, von denen 2 weiße Fahnen trugen. Da ihr Verhalten nicht klar war, wurden sie beschossen und vom Spähtrupp 3 Gefangene gemacht. Die bei der Feldwache Nord nach Verwundung des Zugführers und durch schweres Art.-Feuer entstandene ausweichende Bewegung wurde durch den Batl.Führer wieder behoben. Bis 18,00 Uhr lag auf eigenen Stellungen schweres Art.- und Gr.W.-Feuer. Der bis in die Getreidefelder vorgedrungene Gegner wird durch Gegenstoß heute Abend herausgeworfen und die alte Lage wieder hergestellt. Spähtrupps melden: Stojanka feindfrei, auf Straße Sabutscha-Romanowka noch Autoverkehr (in der Hauptsache ostwärts) und Verlegung von Fernsprechleitungen; am Westrand der Brücke wird geschanzt, am Ostrand der Brücke mehrere Bunker.

Schpitki, den 25. Juli 1941
Betr.: Abendmeldung
Beim II./- verlief der Vormittag ruhig, wohin der Gegner in den Nachmittags- und besonders auch in den Abendstunden mit starken Spähtrupps beiderseits der Rollbahn vordrückte. Das Btl. befindet sich z.Zt. noch im Gefecht. Zwischen 20 und 21,00 Uhr lag schweres Artl.Feuer auf dem Btl.-Abschnitt.

Schpitki, den 27. Juli 1941
Betr.: Abendmeldung
In den späten Abendstunden des 25. wurde die Lage beim II./- nach schweren Kämpfen der 5./- wieder hergestellt. Im Abschnitt des II./- schob sich in den Nachmittagsstunden Gegner von Norden her zwischen 6./- und Sicherungen. Herauswerfen wird vorbereitet. Im Abschnitt der 5./- erkannte Grantwerfer wurden durch Art.Beschuß zum Schweigen gebracht.

Schpitki, den 27.7.41., 21,20 Uhr.
Betr.: Abendmeldung
Im Abschnitt des II./- wurde die Ablösung durch I.R. 442 durchgeführt. Am Vormittag verschiedene Artilleriefeuerüberfälle schweren Kalibers im Irpen-Abschnitt des II./-. Um 18,45 Uhr Angriff eines Spähtrupps von ca. 30 Mann aus Gorenitschi auf rechten Flügel 5./-.

Schpitki, den 29. Juli 1941
Betr.: Abendmeldung
Im Abschnitt der 5./- wurde gegen 6,00 Uhr ein feindl. Spähtrupp aufgerieben, dem ein Grantwerfer mit reichlich Munition abgenommen wurde. 6 Russen tot.

Schpitki, den 31. Juli 1941
Betr.: Abendmeldung
Ein auf Stojanka angesetzter Spähtrupp des II./- meldet Stojanka feindfrei, Höhen nördl. davon besetzt.

Schpitki, den 5. August 1941
Betr.: Abendmeldung
Gegen 4,00 Uhr wurden von 5./- 12 Gefangene eingebracht und von Oblt. Eichler Ic verhört.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[B2] Meldungen des Kommandeurs 168. Infanterie-Division:

Div.Gef.Stand, den 28.7.41
Die Div. meldet vorläufiges Ergebnis der Pionier-Erkundung am Irpen-Abschnitt:
1. Abschnitt des II./J.R. 429.
a) Rollbahnbrücke über Irpen (wahrscheinlich Beton) nachhaltig zerstört und nicht benutzbar. Sehr behelfsmäßiger schwacher Brettersteg etwa 50 m unterstrom vorhanden. Westauflager der Brücke kann wegen der alleeartigen Bepflanzung der Straße nicht eingesehen werden.
b) Auf Rollbahn etwa 200 m jenseits der zerstörten Brücke zwei mittlere Kampfwagensperren mit etwa 100 m Abstand von einander, wahrscheinlich Igel auf Eisenschienen. Rechts und links der stark ansteigenden Straße auf Sommerweg kulissenartig gestaffelt je 5-6 Barrikaden, hinter denen Gräben und M.G.-Stellungen zu vermuten sind. Auf Rollbahn jenseits von Osten kommend mittelstarker Verkehr von 6-8 Uhr durch feindl. Lkw., die etwa 1 km ostwärts der zerstörten Brücke nach Süden in den Wald abbogen. Unbekümmertes Herumlaufen von Soldaten auf der Rollbahn. Für Vorhandensein einer Minensperre jenseits der Brücke konnte vorläufig noch kein Anhalt gefunden werden.
c) Am jenseitigen Waldrand nördl. anschließend an die Rollbahn mehrere Kampfstände mittlerer Größe. Bauart, Baustoff und Schußrichtung sind durch Tarnung schwer zu erkennen.

Div.Gef.Stand, den 5. Dezember 1941.
Zwischenmeldung.
Um 5.00 Uhr griff Gegner mit Schtz.Rgt. 1055 und 1057 (297. Schtz.Div.) Gostischtschewo mit Unterstützung schwerer Infanteriewaffen und Artillerie umfassend an. Der ins Dorf eingedrungene Gegner wurde nach erbittertem Nahkampf zersprengt und nach Nordwesten zurückgeworfen. Er erlitt hierbei hohe blutige Verluste (über 100 Tote gezählt). Nach bisherigen Meldungen wurden 78 Gefangene eingebracht, 1 s.M.G. und 2 l.M.G. erbeutet.
Eigene Verluste: 7 Tote, 25 Verwundete.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[B3] Bericht des 2. Generalstabsoffiziers der 168. ID über das Gefecht bei Kozin-Staryki am 4. Juli 1941:

Hauptmann v.d. Knesebeck, 2. Generalstabsoffizier
W a r k o w i c z e , den 12.7.41.

Bericht über das Gefecht bei Kozin - Staryki am 4.7.1941.

Die Qu.-Abteilung der Division befand sich am 4.7. in K o z i n . Gegen 12.00 Uhr gab mir der 1. Generalstabsoffizier - gelegentlich meines Aufenthaltes beim Divisions-Gefechtstand in Staryki, zu dem ich mich zwecks Lageorientierung begeben hatte - den Befehl die laufenden Anordnungen während seiner Abwesenheit zu treffen, da er sich beim vorgeschobenen Gefechtsstand in Ostrow beim Herrn Divisionskommandeur melden sollte.
Gegen 13.00 Uhr erteilte der Herr komm. General des LI Korps Anordnungen für den Angriff des J.R. 429, mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß trotz Abwesenheit des Ia und des Divisionskommandeurs der Angriffsbefehl sofort dem Kommandeur des Jnf.-Regt. 429 durch mich persönlich zu übermitteln sei.
Ich entledigte mich unverzüglich dieses Auftrages und der Kommandeur des Jnf.-Regt. 429 traf in meiner Gegenwart die Anordnungen für die Einleitung des Angriffes, etwa um 13.00 Uhr.
Nach Rückkehr auf den Div.Gef.St. war Gefechtslärm aus nördl. Richtung (ungefähr zwischen 13.30 und 14.00 Uhr) zu vernehmen. Kurz darauf traf die Meldung ein, das ein russischer stark massierter Angriff aus nördl. Richtung über Zagaje im Gange sei und in Kozin alles zur Verteidigung vorbereitet würde.
Oberstleutnant Schmid-Richberg, der inzwischen wieder zurückgekehrt war, erteilte mir den Befehl in Staryki die Verteidigungsmaßnahmen zu treffen und zu leiten, während er das II./J.R. 429 einsetzen wolle.
Es standen zunächst zur Verfügung:
a) die Stabs-Komp. unter Führung von Oberleutnant Schnabel,
b) die Stabs-Wache unter Führung von Leutnant Skowronski,
c) Kraftfahrer und Schreiberpersonal,
d) Teile der Funk-Komp.
Später:
a) Fahrzeugbegleiter des Gef.-Troßes I/429
b) Beifahrer der Nachr.-Komp.
c) Reg.-Stab A.R. 248
Es wurden zunächst angesetzt:
1) Die Stabs-Komp. (etwa 2-3 Gruppen) mit dem Auftrag die Verteidigung von Kozin (Westteil) zu verstärken,
2) Die Stabs-Wache (2 M.G.) mit dem Auftrage den Plaszowka-Übergang nördl. Staryki zu sperren, gleichzeitig als Rückhalt für ausweichende Teile aus Kozin,
3) Die noch verfügbaren Teile wurden in unmittelbarer Anlehnung an Staryki (Westteil) Front nach Norden und Nordwesten eingesetzt.
In der Zeit der Durchführung dieser Maßnahmen traf der Gef.-Tross des I./J.R.429 ein und wurde auf Ostteil von Staryki verwiesen mit dem Befehl sich dort zu sichern, Die Durchführung erfolgte ruhig und ohne die geringsten Anzeichen einer Panik.
In diese Marschbewegung stieß der Anfang der Trossfahrzeuge der Funk-Komp., die unter Befehl von Leutnant Rieger, 2. Funk-Komp. Nachr.-Abtlg. 248 Staryki erreichen sollten. Die Fahrzeuge wurden zunächst angehalten, um den Abmarsch des Gef.-Trosses nicht zu stören und rückten nach Freiwerden der Straße soweit möglich nach. Auch hier ist Ruhe und Diszipliniertheit der Truppe hervorzuheben.
Die verfügbaren Fahrer und Beifahrer wurden mit zur Verteidigung eingesetzt.
Gegen 15.00 Uhr traf die Meldung ein, daß die Russen am Westrand von Kozin vorbeistoßend die Plaszowka überschreiten. Die Teile der Stabs-Komp., die zum Einsatz in Kozin zu spät gekommen wären, wurden daraufhin selbständig von Oberleutnant Schnabel hart westl. Staryki zur Verteidigung eingesetzt und nahmen bald darauf den Feuerkampf auf. Die Stabs-Wache wurde zurückgezogen und am Westrand und Südrand von Staryki eingesetzt um eine Umfassung abzuwehren.
Desgleichen wurden sämtlich verfügbare Schützen in der gleichen Linie eingesetzt.
Mit dem Glas konnten die Bewegungen der Russen verfolgt werden. Es war zu erkennen, daß sie sich etwa 800 m westl. Staryki durch ein Mulde gedeckt umgliederten und mit der Front nach Osten in Richtung Staryki und südl. den Angriff fortsetzten. In der Durchführung dieser Absicht machten sie eine Flankenbewegung zum Südrand Staryki und wurden unter Feuer genommen, jedoch konnte nicht verhindert werden daß Teile in den Ostrand von Staryki eindrangen.
Etwa gegen 16.30 Uhr traf ein Schützen-Zug des II./J.R. 429 ein und konnte zur Säuberung des Ostteils Staryki eingesetzt werden, wodurch die unmittelbare Bedrohung ausgeschaltet wurde. Nach Eintreffen der Masse des II./J.R. 429 wurde der Gegner angegriffen und nach Süden Richtung Staryki verfolgt.
Bei den Kampfhandlungen wurde ich durch folgende Offiziere besonders wirksam unterstützt:
Hauptmann Eßner
Oberleutnant Schnabel (Stabs-Komp.)
Leutnant Fischer (Stabs-Komp.)
Leutnant Skrowonski (Stabs-Komp.)
Oberzahlmeister Mende
Folgende Unteroffiziere und Mannschaften fielen durch ruhiges und besonnenes Handeln auf:
Assistent Wasner
Feldwebel Schmidt
Gefr. Hartmann
Uffz. Mücke
Gefr. Brabitz
Im allgemeinen muß festgestellt werden, daß unter der festen Führung der anwesenden Offiziere die eingesetzten Mannschaften, die ungegliedert den verschiedenen Truppen entnommen, für die Verteidigung wenig geeignet waren, diszipliniert und willig ihrer Pflicht taten.

v.d. Knesebeck

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[B4] Erfahrungsbericht des Kdrs. IR 429 über die Sicherung am Irpen vom 4. September 1941:

Infanterie-Regiment 429, Kommandeur
Rgts.Gef.Std., den 4.9.41.

Betr.: Erfahrungsbericht
Der 168. Infanterie-Division

Vom 22.7. bis 2.9. lag das Rgt. zur Sicherung gegen die Festung Kiew am Irpen-Abschnitt. Am 24.8. wurde in Verbindung mit dem Angriff der Div. der linke Flügel des Rgts., der zunächst bei Dmitrijewka nach Westen, also mit nördlicher Front, abbog, auch hier bis an den Irpen vorverlegt. Das Rgt. war auf einer Frontbreite von 18 km eingesetzt, das bedingte, dass an keiner Stelle nennenswerte Reserven verfügbar gehalten werden konnten, Ablösungen in den 6 Wochen also nicht möglich waren.
Die Truppe hat die ihr gestellten Aufgaben voll befriedigend gelöst. Dort, wo der Feind noch in festen Stützpunkten auf dem Westufer des Irpen lag, wurde er systematisch über den Fluss zurückgedrängt, Versuche, sich erneut Brückenköpfe auf dem Westufer zu verschaffen, wurden unter schwersten Verlusten für den Gegner abgewiesen. Ein völliges Unterbinden von feindlichen Spähtruppunternehmungen auf das Westufer war nicht möglich. Starke Sicherungen hätten unmittelbar an den Flusslauf vorgeschoben werden müssen, wo sie unter unmittelbarer Wirkung aus den gegenüber liegenden Bunkern und starken Feldbefestigungen erheblichen Verlusten ausgesetzt gewesen wären, die aber befehlsgemäss vermieden werden sollten. Die russischen Spähtruppunternehmen wurden ohne Ausnahmen leicht abgewiesen. Nach Gefangenenaussagen hatte der Russe hierbei meist um 50 % Verluste.
Während des ganzen Einsatzes wurden fast täglich mehrere eigene Spähtrupps entsandt, die bewusst zahlreich gehalten waren. Sie hatten den erkennbaren Vorteil, dass die Truppe abgehärtet wurde, an Zuversicht gewann und ebenso an Bewusstsein der Überlegenheit über den Feind, sowohl hinsichtlich der Persönlichkeit des deutschen Soldaten, als auch der Waffenwirkung.
An häufig ziemlich starken feindlichen Artillerie-Beschuss wurde die Truppe gewöhnt.
Besonderes Vertrauen besteht auf die Wirkung der eigenen Handgranate.
Wertvolle Erfahrungen machte die Truppe hinsichtlich der Tarnung eigener Stellungen.
Zusammenarbeit mit der im Rgts.Abschnitt eingesetzten Artillerie war gut. Beobachtungen wurden gegenseitig schnell ausgetauscht und ausgewertet.
Sehr vermisst wurde das Fehlen einer Beobachtungsabteilung. Mehrere russische Bttren. waren in den Wäldern ostwärts des Irpen so gut getarnt, dass sie von der eigenen Artillerie nicht erkannt und bekämpft werden konnten. Sehr wertvoll war hier der mehrmalige Einsatz eines Art.Fliegers mit dessen Hilfe am 22.8. die für den Abschnitt unangenehmste Feindbatterie vernichtet werden konnte.
Die russischen Besatzungen in den Bunkern und Befestigungen auf dem Ostufer schossen selten, offenbar um sich nicht vorzeitig zu erkennen zu geben. Seit Anfang August wurden jedoch einige Geschütze aus sehr starken Bunkern beiderseits der Rollbahn eingesetzt.
Die russischen Spähtrupps verstanden es ausgezeichnet, sich im Gelände sehr geschickt zu bewegen. Sie wurden bei Nacht meist erst auf ziemlich kurze Entfernung erkannt. Wurden sie unter Feuer genommen, warfen sie meist Handgranaten und zogen sich schnell zurück. Mehrfach wurden russische Spähtrupps festgestellt, die bei Beginn der Nacht über den Irpen kamen, am diesseitigen Ufer ohne Feindberührung Handgranaten warfen und beim Morgengrauen wieder zurückgingen. Beim Zusammentreffen mit eigenen Spähtrupps hielt der Russe nur Stand, wenn seine Überlegenheit deutlich erkennbar war.
Als unangenehmste Waffe wurde der weitreichende russ. schw. Granatwerfer empfunden. Aus stets äusserst gut getarnten Stellungen schoss er mit reichlicher Munition meist recht gut. Das herankommende Geschoss war nur Bruchteile von Sekunden vor der Detonation zu hören.
Die russ. Artillerie schoss meist auf jedes sich zeigende Ziel, und zwar unter erheblichem Munitionseinsatz. Auf erkannte feste Ziele lagen die Einschläge nach dem 2. oder 3. Schuss recht gut. Mehrfach schossen sich die Bttren. mit 2 Geschützen gleichzeitig ein. Beweglichen Zielen konnte die Feuerleitung meist schlecht folgen.
Auch der Russe hatte offensichtlich keine Beobachtungseinheiten. Gut getarnte deutsche Feuerstellungen zu finden, gelang ihm nicht.
In der Abgabe von Störungsfeuer war die russ. Art. ziemlich stur.
Erstaunlich schlecht war die Auswertung der Feststellungen, die die russ. Spähtrupps vor unseren Stellungen gemacht haben mussten, sofern diese Spähtruppergebnisse überhaupt zur Kenntnis der Führung kamen. Zwar wurde auch die eigene Linie im Laufe der 6 Wochen mehrfach vorverlegt. Es bestand jedoch der Eindruck, dass der Russe überhaupt nie, auch nur annähernd wusste, wo nun unsere H.K.L. verlief und ob und wo nur vorgeschobene Sicherungen eingesetzt waren.

Gruner

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[B5] Erfahrungsbericht des Kdrs. IR 429 über die Kämpfe ostwärts Kiew vom 29. September 1941:

Infanterie-Regiment 429, Kommandeur
Rgts.Gef.Std., den 29.9.41.

Betr.: Erfahrungen insbesondere über Kampfführung der Russen beim letzten Einsatz.
Der 168. Infanterie-Division

a) Russische Abwehr.
Der Russe bevorzugt für die Abwehr Wald und Dorf und meidet freies Gelände. Beim Durchdringen des deutschen Angriffe halten sich schwächer angegriffene Teile der Russen in ihrem Abwehrfeuer zurück, damit der deutsche Angriff an ihm vorbeistößt. In Wald- und Sumpfstücken, bzw. in einzelnen Häusern verborgen, halten sich diese Teile versteckt, um dann nachfolgenden Reserven, bzw. Gefechtsfahrzeuge mit ihrem Feuer zu überfallen, bzw. von rückwärts her den deutschen Angriff zu verwirren. Es hatte mehrfach Erfolg, wenn Gefangene in die russischen Linien zurückgeschickt wurden mit der Aufforderung, daß sich auch weitere Kameraden ergeben sollen.
b) Russischer Angriff.
Es wurde beobachtet, dass der Russe zur Kenntlichmachung der eigenen vorderen Linie mit Leuchtspurmunition zunächst regelmäßig zu etwa 45 Grad in die Höhe schoß, auch wenn hierzu keinerlei Anlaß vorlag. Es ist möglich, daß mit diesem Feuer auch die Richtung angezeigt wurde, in der der Angriff anscheinend Erfolg versprach.
In gleicher Linie liegt die Beobachtung des Abschießens weißgelber Leuchtmunition in der Richtung, in der der Angriff weiter vorgetragen werden sollte.
Bei den Durchbruchsversuchen und Massenangriffen am 24.9. ging der Russe in ziemlich dichten Reihen vor, ohne sich durch das Infanterie-, bzw. Art.Abwehrfeuer im Vorwärtsschreiten aufhalten zu lassen. Wer nicht getötet oder verwundet wurde ging aufrecht weiter vor, ohne sich auch nur einmal hinzulegen.
Verwundete und in der Behandlung von Verwundeten befindliche Sanitätssoldaten, wurden fast überall erschlagen, erstochen, bzw. sogar verstümmelt.
Am Bahndamm nördlich Beresani wurden Soldaten gefunden, denen z.B. die Ohren abgeschnitten waren.
Allen Überläufern gegenüber ist unbedingte Vorsicht geboten. Zwischen Leuten, die sich offenbar ergeben wollten kamen auch solche an die deutschen Linien heran, die ihre Waffen noch. bei sich trugen und auf kürzeste Entfernung wieder in Stellung gingen.
Gefangene Offiziere und Kommissare haben häufig mehrere Schußwaffen bei sich. Es genügt also nicht, ihnen nur eine Schußwaffe abzunehmen. Weitere Untersuchung ist darüberhinaus dringend erforderlich.
Offiziere und Kommissare haben häufig ihre Abzeichen von der Uniform entfernt.
Der deutsche Soldat zeigt eine gewisse Empfindlichkeit gegen Feindeinwirkung, aus dem Rücken.
Es ist von besonderen Wert, dass die Truppe möglichst noch bei Tageslicht in die Stellungen hereinkommt, die etwa gegen Feindeingriff zu halten sind.
Unsere Gefechtsfahrzeuge und Trosse müssen in jeder Lage besser und vollständiger gesichert werden.
Der deutsche Soldat neigt zur Sorglosigkeit. Kaum ist ein Angriff erfolgreich abgeschlagen, wird er leichtfertig, richtet sich aus seiner Stellung auf, steckt sich eine Zigarette an usw. wodurch mehrfach unnötige Verluste entstanden.
Im übrigen gelang es der Truppe sich durchaus der Kampfesweise der Russen anzupassen. Das Regiment hat sowohl in Nacht-, als auch Waldgefechten gutes geleistet und sich vorzüglich bewährt.

Gruner

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[B6] Erfahrungsbericht des Kdrs. 168. ID über die Kämpfe ostwärts Kiew vom 1. Oktober 1941:

168. Jnf. Division, Abt. Ia
Div.Gef.Stand, den 1.10.41.

Erfahrungen während der Kämpfe ostw. Kiew.

A. Der Gegner.
1.) Führung:
Der Einfluß der oberen roten Führung beschränkte sich zu dem Zeitpunkt, als die Division in die Kämpfe eingriff, auf Weisungen über die Stoßrichtung, in der die Verbände unter allen Umständen nach Osten durchzubrechen hatten.
Divisionsführer versuchten an 2 Stellen geschlossen mit den Resten ihrer Division den Durchbruch zu erzwingen.
Planmäßiger Ansatz der noch reichlich vorhandenen Artillerie und schweren Waffen kam auch hier nicht mehr zu Stande.
Bis zuletzt jedoch wurden die infanteristischen Angriffe selbst planmäßig erkundet, zielbewusst angesetzt und straff geführt. Wiederholt wurde beobachtet, daß Offiziere vorausreitend durch Winken und Beispiel in kritischen Augenblicken ihre Truppe mit sich rissen.
Die Angriffsrichtung führte meist durch Wald, angesumpftes oder sonst Deckung bietendes Gelände unter Vermeidung offener Räume.
2.) Aufklärung:
Aufklärung erfolgte meist durch Spähtrupps bis zu Zugstärke, die sich lautlos und geschickt an die eigene Truppe heranarbeiteten.
Ergänzt wurde die Aufklärung auch im Gefecht durch gewandtes Beobachten von Wald- und Ortsrändern (Baumbeobachter). Auffallend das schnelle Erfassen von Zielen, besonders durch die Granatwerfer. Der Russe hat eine durch natürliche Veranlagung unterstützte sehr gute Ausbildung als Beobachter und Einzelspäher bekommen.
Agentenansatz und brutale Ausnutzung der Landeseinwohner für Erkundungszwecke unterrichteten daneben den Gegner wie immer oft rasch und richtig über schwachbesetzte oder ungesicherte Stellen im eigenen breiten Frontabschnitt.
3.) Angriff:
Der Russe griff bei Tage nur an, wenn er infolge Drucks aus Flanke und Rücken einen Ausweg suchte oder vor sich nur schwache Truppen annahm. Meist erfolgten die Ausbruchsversuche nachts oder beim Morgengrauen.
In allen Fällen erfolgte das vorherige Sammeln der Angriffskräfte versteckt in Wäldern und unübersichtlichem Gelände. Die Angriffe selbst wurden unter Anhäufung starker Stoßkräfte und stark nach Breite und Tiefe gestaffelter Angriffswellen angesetzt.
Bei Nacht fühlte der Gegner dabei zunächst mit schwachen Kräften vor, die sich ohne das geringste Geräusch bis an die eigenen Linien heranarbeiteten. Aus nächster Nähe ging er dann unter Hurrä-Gebrüll, oft mit Handgranaten und Bajonetten zum Angriff über.
Die einmal gefaßte Angriffsrichtung wurde stur eingehalten. Auch starkes Infanterie- und Artillerie-Feuer konnten die feindlichen Massen oft nicht zum Stehen bringen.
Wer nicht fiel oder verwundet wurde, ging, ohne Deckung zu nehmen, weiter.
Gerieten die vordersten Teile in's Stocken oder zeigten die Absicht, sich zu ergeben und die Waffen wegzuwerfen, eröffneten die Nachfolgenden auf Antreiben der Kommissare das Feuer und schossen dabei rücksichtslos in die eigenen Leute.
Die Stoßrichtung oder eine Änderung der Angriffsrichtung, oft auch der Beginn des Angriffs, zeigt der Russe bei nächtlichen Angriffen seinen Leuten durch flache, im Bogen von 45 Grad geschossene weiße oder farbige Leuchtraketen.
Diese Leuchtzeichen sind für Führung nächtlicher Angriffe zweifellos zweckmäßig. Sie zeigten andererseits der eigenen Truppe die Richtung, aus der der Feindangriff unmittelbar bevorstand.
Außer den Leuchtzeichen verwendete der Russe Trillerpfeifen zur Führung der Nachtangriffe.
4.) Abwehr:
Der Russe bevorzugt für die Abwehr Wald und Dorf und meidet freies Gelände.
Vordere Wald- oder Dorfränder besetzt er dabei schwach, oft nur mit Spähern, zuweilen konnten dort nur harmlos erscheinende Frauen oder Jungen. festgestellt werden.
Die Hauptstellungen befanden sich fast immer im Wald oder mitten im Dorf. Von dort erfolgte dann schlagartig, sobald die eigene Truppe herangekommen war, das Abwehrfeuer oder der Gegenstoß mit blanker Waffe.
Beim Durchdringen des deutschen Angriffs durch Wald- und Ortsgebiete hielten schwächer angegriffene Feindteile mit ihrem Feuer zurück, um den Angriff vorbeizulassen und ihn von der Seite oder rückwärts zu bekämpfen oder nachfolgende Reserven und Fahrzeuge mit Feuer anzufallen.
Mehrfach hatte das Zurückschicken von Gefangenen mit der Aufforderung an die Kameraden, sich zu ergeben, Erfolg.
5.) Von der Kampfesweise des Gegners im einzelnen sind noch hervorzuheben:
a) Die Ausnutzung des Geländes zur Tarnung. Jeden Busch, jedes Loch, jede Strohpuppe nutzt er meisterhaft aus. Größere Strohmieten boten Unterschlupf für Gruppen von 10-20 Mann, bargen Lager von Munition, Waffen, Verpflegung und Zivilkleidung. Hinter der Front sich so versteckt haltende Kommissare schossen auf einzelne Melder, Wagen, Kraftwagen und kämpften bis zu ihrer Vernichtung.
b) Mit ausgebauten Feldstellungen (Erdbunkern) im rückwärtigen Gelände muß stets gerechnet werden. s.J.G. und einzelne Pak mit Pz.-Granaten deshalb stets heranhalten.
c) Ausrüstung des Gegners ermöglicht lautloses Heranschleichen (Gummisohlen und Ablegen störender Ausrüstungsstücke). Auch das Verhalten des Gegners bei Nacht in größeren Massen war fast lautlos.
d) Zur Täuschung der eigenen Truppe verwendet der Russe eine weiße Leuchtkugel, die der deutschen sehr ähnlich ist. Ihr Leuchten ist jedoch stetiger und ruhiger als das deutsche.
e) Bei Spähtrupps oder Annäherung der Angriffsspitzen in der Nacht an die deutsche Linie setzt der Russe in vorderer Linie deutschsprechende Juden ein, die auf Anruf deutsch antworten und zu täuschen versuchen. Auch Irreleitung eigener Spähtrupps wurde so versucht.
f) Ebenso täuschte er eigene Angriffsabsicht durch Vorsenden von Leuten mit weißen Tüchern, mit deutschen Uniformmänteln und Stahlhelmen.
g) Vorsicht geboten bei Überläufern. Sie greifen häufig im letzten Augenblick nach zur Waffe. Überläufer durch Aufforderung mit schußbereiter Waffe heranlocken und diese durch die Linie nach rückwärts laufen lassen. Nicht schießen oder fangen wollen, Gegner erwidert sofort mit Feuer oder verkriecht sich.
h) Ebenso Durchsuchung von Gefangenen nur mit schußbereiten Waffen. Immer wurden Fälle, in denen Soldaten, die sich ergeben hatten, plötzlich in die Tasche griffen und mit Pistole schossen oder Handgranaten warfen, bekannt. Andere hatten Zivilmäntel über, um noch harmlosen Fragen plötzlich zu schießen, Andere stellten sich tot. Gefangene Offiziere und Kommissare hatten oft mehrere Schußwaffen bei sich, daher eingehend durchsuchen.
i) Verwundete und die Verwundeten behandelnde Sanitätssoldaten wurden fast überall erschlagen, erstochen oder sogar verstümmelt.
k) Treibende Elemente bei allen hinterhältigen Anschlägen waren immer wieder Kommissare (Juden), Weiber und teilweise auch Offiziere. Offiziere und Kommissare hatten häufig ihre Abzeichen entfernt.
l) Kampflose Übergabe wurde bei allen Feindberührungen meist aus zwei Gründen verhindert:
1.) Aus Angst in deutscher Gefangenschaft getötet oder gar entmannt zu werden. Auch höhere Offiziere waren hiervon überzeugt.
2.) Aus Angst vor den eigenen Kommissaren.
Auch im Kampf kleinster Verbände und Einzelner zeigte der Gegner daher Hartnäckigkeit und Zähigkeit. Er kämpfte mit Fanatismus, der mit Mut nichts zu tun hatte. Vor allem die bei den abschließenden Säuberungsaktionen angetroffenen Restgruppen von Offizieren, Kommissaren und Weibern konnten nur im Nahkampf vernichtet werden.
Sie hatten, da sie die Aussichtslosigkeit des Durchschlagens mit Verbänden erkannt hatten oder die Verbände ihnen entlaufen waren, nur den einen Willen, tot oder lebendig diesem Kessel zu entrinnen.
Über die Ausmaße der Einkreisung und unsere Erfolge waren sie nicht unterrichtet.
Deutsche Flugblätter wurden nicht vorgefunden.
B. Eigene Truppe:
Bei anstrengenden Tag- und Nachtmärschen und den ständig wechselnden Kampflagen zeigte sich die Truppe allen Anforderungen gewachsen.
Sie ist hart und kampferfahren geworden und fühlt sich dem Gegner überlegen. Selbst der junge Soldat hat sich rasch auf die rote Kampfesweise umgestellt und läßt sich durch hinterhältiges Verhalten nicht mehr beeinflussen. Auch in Wald und unübersichtlichem Gelände wird planmäßiger und bedachter gefochten. Die Truppe kämpft mit Erbitterung und ist sich der bis zum Winter noch zu leistenden Aufgaben bewußt.
Einzelheiten:
a) Herankommenlassen des Gegners auf nächste Entfernungen, um ihn dann zusammenzuschießen, jetzt Allgemeingut der Truppe.
b) Geringe Widerstandsfähigkeit der Russen gegen überraschendes und ohne lange Vorbereitung erfolgtes Zupacken muß noch mehr ausgenutzt werden. Lange Vorbereitungen erkennt der Gegner fast immer und antwortet mit geschickt organisierter Abwehr.
c) Mahnung beim deutschen Soldaten immer wieder notwendig, nicht leichtsinnig zu werden. Gegner kämpft in kritischer Lage noch zäher und hinterlistiger als sonst.
d) Gliederung für die Nacht muß von Seiten der Führung frühzeitig, jetzt spätestens um die Mittagszeit befohlen werden, um vorausschauend Aufklärung, Sicherung und Abwehr organisieren zu können.
Bei Einkesselungsaufgaben dabei oft zweckmäßig, vorgeworfene Teile für die Nacht zurückzunehmen, um geschlossene Front zu bilden.
Wenn irgend möglich, Reserven (besonders in der Abwehr) halten, da der Russe unberechenbar.
Artillerie und Panzerjäger bedürfen in diesen Lagen stets infanteristischen Schutzes, da ihre Wirkung gegen russische Massenangriffe nicht ausreichend.
e) Der vom Hurrä-Ruf begleitete Bajonettangriff der Russen beeindruckt den Soldaten nicht mehr wie am Anfang des Feldzuges. Er beantwortet ihn mit Feuer der M.P., Handwaffen und Handgranaten. Frühzeitige Erziehung des jungen Ersatzsoldaten in der Abwehr solcher Angriffe anhand von Lehr-Tonfilmen wird angeregt.
f) Alle Kolonnen und rückwärtigen Dienste haben in ungeklärten Lagen vorausschauend Igel (Wagenburgen) für die Nacht zu bilden und diese bis zur letzten Patrone zu verteidigen.
Das Übel bleibt die Zusammenballung der Trosse von verschiedenen Verbänden (Heer u. Luftwaffe) in derselben Ortschaft.
Nur scharfe Befehle von oben, die grundsätzlich die ältesten Offiziere im Ort für die Abwehr verantwortlich machen und alle Kolonnenteile an seine Befehle binden, können hier Wandel schaffen.
Organe der Qu-Abteilungen müssen neben ihren sonstigen Aufgaben diese Maßnahmen überprüfen.

Kraiß

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[B7] Erfahrungsbericht des Kdrs. IR 429 über die vergangenen Kämpfe vom 8. November 1941:

Infanterie-Regiment 429, Kommandeur
Rgt.Gef.Std., den 8.11.41.

Betr.: Erfahrungsbericht.
Der 168. Infanterie-Division

A. Kampferfahrungen:
Auf guten, bzw. trockenen Straßen, Vorausabteilungen nur reinrassig motorisiert. Teile der Pz.Jäger-Abt. bzw. die 14. Kp. eines Rgt. mit Fahrzeugen einer Div.Kolonne. Statt 4 Pak, 4 Zwillingssockelfahrzeuge mit reichlich Munition. Mindestens 2 s.Gr.W.-Gruppen und 1 l.I.G.-Zug verlastet. Sonst nur l.M.G.s mit Schützen 1 und 2. Außerdem 1 Lkw. mit Gewehrschützen folgend für Gefangenenübernahme usw. Auf mit mot.-Fahrzeugen nicht befahrbaren Wegen: Das bestmarschierende Rgt. mit dem größten Vorwärtsdrang als Vorausabt. nach vorn, dazu abgestellt sämtliche irgendwie entbehrlichen Reiter aller anderen Einheiten der Div. Abstellen aller schweren Fahrzeuge (bis auf Feldküche), Umladen auf leichteste Fahrzeuge. Gerät auf Tragtieren. l.I.G.-Züge und Pi-Fahrzeuge 6spännig. 2 Pakzüge bespannt. Dazu mindestens 1 Bttr. Sturmgeschütze.
Schwerpunktbildung auch bei größten Breiten im Angriff unbedingt erforderlich - zum mindesten durch schwere Waffen. Aber auch die infanteristische Stoßkraft muß einen Schwerpunkt haben, wo sie eben rücksichtslos durchstößt.
In der Abwehr sind dagegen unbedingt Reserven nötig, um diese im feindlichen Schwerpunkt zum Gegenangriff einsetzen zu können.
Verbindung Inf./Art. war im allgemeinen gut und hat sich bewährt. Nur machten zuletzt die Funkgeräte der V.B. über 2-3 km nicht mehr mit. Genügende Res. usw. müssen dauernd vollste Betriebsbereitschaft gewährleisten. In mehreren Fällen hat es sich außerordentlich bewährt, wenn der A.V.Ko. selbst unmittelbar mit den Bttr. schoß.
An schmaleren Waldstücken vorbeistoßen, bzw. sie aus der tiefen Flanke aufrollen. Gegen größere Waldungen, die nicht umgangen werden können, zunächst möglichst Do-Gerät und Flammenwerfer einsetzen. Meist saß der Russe erst in der Tiefe des Waldes, oft mehrere hundert Meter vom vorderen Waldrand abgesetzt. Im übrigen Vorgehen gemäß unserer Vorschrift, die sich bewährte. Gegen Baumschützen M.G.-Beschuß unter reichlichem Munitionsaufwand. Scharfes Beobachten des Waldbodens und Unterholzes gegen getarnten, bzw. sich tot stellenden Feind. An Kampf im Waldgelände hat sich die Truppe, obgleich wenig hierfür geschult, bald gewöhnt, nicht dagegen an den im Sumpfgelände. Dieses umgehen und abriegeln.
Der Russe hatte seine Feldbefestigungen sehr häufig als Hinterhangstellung angelegt, mit Schußfeld auf günstige Inf.Schußentfernung. Gefechtsvorposten übernahmen, bzw. leiteten die Abwehr auf weite Entfernungen aus Stellungen, die wir als HKL gewählt hätten. Feuereröffnung aus der HKL möglichst spät. Der Russe vermied dadurch lange jedes Art.Feuer und anderer schwerer Waffen auf seine Hauptstellung. In ebenem Gelände führte er die Stellung aus wahrscheinlich gleichen Gründen gern mitten durch Ortschaften und Wäldchen. Beim Angriff deshalb immer kampfkräftige Spähtrupps voraus - die deshalb nicht lahm vorzugehen brauchen - um eine überraschende Feuereröffnung und -wirkung auf die Masse zu vermeiden. Im Angriff selbst dann heranarbeiten der Angriffstrupps unter Ausnutzung mehrfacher Feuerzusammenfassungen und Einsatz auch der Pak. zum Inf.Zielbeschuß.
Zusammenwirken der Inf. mit Sturmgeschützen gibt ersterer kolossalen Auftrieb und Angriffsschwung. Für den Feind ist es eine harte Nervenbelastung. Die Inf. muß nur auch ihrerseits den Sturmgeschützen Rückhalt geben, mit den Angriffsspitzen auf gleicher Höhe bleiben. Bewährung hervorragend!
Gebrauch der Handgranate, Hüft- und Deutschuß im Nahkampf haben sich bewährt. Der Infanterist muß aber wieder bajonettieren lernen. Reichlichere Zuteilung von Handgranaten ist dringend erforderlich, bes. in der Abwehr.
Die Fliegerabwehr der Truppe aus sämtlichen Gewehren, soweit es die Munitionslage erlaubt, muß viel mehr geübt werden. Der Soldat muß dabei auch die Entfernungen zu schätzen erlernen, innerhalb deren seine Abwehr Erfolg verspricht. Sonst artet diese zu sinnloser Knallerei auf 2-3000 m aus.
Kampf in der Dunkelheit - auch der Angriff - ist keinesfalls zu scheuen, da er häufig die Möglichkeit der Überraschung bietet, bes. derzeit, wo der Russe mit Nachtunternehmungen unsererseits überhaupt nicht rechnet und fast leichtsinnig ist. Allein schon das nächtliche Spähtruppunternehmen muß viel mehr als bisher im Frieden geübt werden. Dazu muß aber unsere Ausrüstung geräuschloser werden. Im übrigen: Scharfe Beobachtung, gute Orientierung, schleichendes Vorarbeiten, Verbindung halten. Besonders zu üben ist dabei das lautlose Überwältigen von Postierungen, um die Überraschung unmittelbar an die Hauptkräfte des Gegners heranbringen zu können.
Der eigene Kampfruf reißt im Angriffschwung mit vorwärts. Der Gegnerische hat den Russen, auch wenn er selbst angriff, ständig verwirrt.
Unsere Gefechtsaufklärung muß - bes. bei Feindberührung - noch viel mehr am Feinde kleben. Es darf nicht vorkommen, daß der Feind sich völlig unbemerkt lösen kann.
B. Ausrüstung und Bewaffnung.
Das automatische Gewehr hat sich zweifellos gut bewährt, bes. natürlich mit Zielfernrohr.
Überragend ist der russische schwere Granatwerfer mit seiner bedeutenden Reichweite. Den müssen wir in den schweren Kp. auch haben. Dafür je 2 unserer jetzigen schw.Gr.W. bei den Schützenkp. als Schwerpunktwaffe in der Hand des Kp.Chefs. Die Zahl der leichten Gr.W. ist ausreichend
Unsere pferdebespannten Fahrzeuge sind ausnahmslos überlastet. Sie müßten fast sämtlich 4-, die Muniwagen der 13. Kp. 6-spännig gefahren werden. Im übrigen haben sich die gummibereiften Gefechtsfahrzeuge, insbes. die Stahlfeldwagen, im Zuge wenig bewährt. Sie sind leer schon viel zu schwer.
Die Frage, ob Pferdebespannung oder Motorisierung, ist allein von den Wagen abhängig. Im letzten Kampfabschnitt konnte kein mot-Fahrzeug mehr folgen. Unter normalen Verhältnissen müssten V II und Gepäcktroß vollmotorisiert sein, jeder Führer bis zum Btl.-Kdr. einen 4 Rad angetriebenen Kübel mit Geländegang haben, Lkw zur Verlastung eines Btl. ständig in jeder Div. verfügbar sein. Schw. Art. nur mot. Munifahrzeuge der schweren Kp. vom Trecker gezogen, bzw. von Zugmaschine mit Raupenketten.
Die Inf.Geschütze haben sich ausgezeichnet bewährt, nur war ihre Bespannung nicht ausreichend. Soweit erprobt, haben sich die Sturmgeschütze gleichfalls vortrefflich bewährt.
Bezgl. Panzerabwehrwaffen ist endgültiges Urteil nicht möglich, da unsere 5 cm Pak nicht vollständig ist. Die übrigen Waffen haben sich im Rahmen ihrer Aufgabe und der zu stellenden Ansprüche bewährt.
Die Zahl der Flammenwerfer, insbes. aber die Menge des verfügbaren Kampfstoffes ist zu erhöhen.
Die eigenen Minen sind gut. Die russischen Minen waren weit weniger wirksam, aber mit Suchgeräten schwer zu finden.
Die Brandflasche scheint ein sehr beachtliches Kampfmittel.
Wiedereinführung der bei den Russen mit Erfolg verwendeten Meldehunde.
C. Organisation.
Die Div. braucht Sturmgeschütze und Spezial-Flugabwehrwaffen.
Unter normalen Wegeverhältnissen scheint eine Kradschützenkp. erforderlich - sonst eine Reiterschwadron.
Die Radfahreinheiten waren auf den schlechten Wegen im letzten Kampfabschnitt die unbeweglichsten Teile der ganzen Div. - solange, bis sie ihre Räder abgestellt hatten. Jedenfalls kann auf Reiterzüge bzw. -schwadronen neben den Radfahrern keinesfalls verzichtet werden. Im Falle des Beibehalts müssen die Radfahrzüge der Inf.Rgt. aber mit 3 l.M.G. und 2 l.Gr.W. ausgestattet werden. Man fordert mit Recht heute nur kampfkräftige Spähtrupps, gibt aber der dafür bes. vorgesehenen Einheit nicht die nötige Bewaffnung.
Aufklärungsabteilungen sind wohl immer nötig im heutigen Bewegungskrieg. Zweckmäßig hinsichtlich Zusammensetzug aber erscheinen nur die der aktiven Div.
An der Stärke und Gliederung der Inf.Kp. scheint wenig zu ändern. 2 der jetzigen s.Gr.W. zusätzlich zur Schützenkp. Dafür schwerere und weiterreichende zur M.G.K. Zu jedem Btl. außerdem 1 besp. Pakzug bei der M.G.K. 1 Zug 2 cm Fla.M.G. beim Rgt. erscheint notwendig.
Die Zahl der Meldeorgane ist nirgends mehr ausreichend. Sie war berechnet für Entfernungen und Räume, über die die Truppe nach unseren Vorschriften normalerweise eingesetzt wurde. Hier hat die Organisation bisher mit der Kriegswirklichkeit nicht Sehritt gehalten. Das gleiche gilt von den Nachrichtenmitteln im Btl. und Rgt. Bei Aufträgen über 20 km reichen weder die Funkgeräte noch die Menge des Drahtes aus. Wiedereinführung des Btl.-Nachrichtenzuges ist geboten.
Pi-Züge reichen aus, nur sind ihre Fahrzeuge völlig überlastet, weshalb sie grade bei Gewaltmärschen der Truppe mit ihrem Gerät nicht folgen können. Gegen russische Schlammstraßen helfen auch ganze Pi.Kp. nichts.
Für eine Kriegsführung in unwegsamen Lande ist die schnelle Umstellung der Truppe auf Tragtiere und leichteste Fahrzeuge vorzubereiten und zu üben. Erforderliches Gerät, z.B. Kissen, Polster für Tragtiere, ist bereitzuhalten oder gar von der Truppe mitzuführen.

Gruner

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[B8] Gefechtsbericht des Kommandeurs II. Bataillon / Infanterie-Regiment 429 (HM Dr. Lubos):

II. Btl. Jnf. Rgt. 429, Abt. Ia
den 26. September 1941.

Betr.: Gefechtsbericht für 24./25.9.41.
Der 168. Jnf. Division a.d.D.

Am 24.9.41 vormittags, wurde das Bataillon der 44. J.D. unterstellt und bekam den Auftrag, Beresanj-Westteil nach Süden und Westen zu sichern. Dem Bataillon wurde zugesagt, daß der Ostteil von Beresanj nach Süden ebenfalls stark gesichert würde. Für den Fall, daß das Bataillon aus eigenen Kräften bei einem Angriff nicht standhalten könnte, wurde die Unterstützung eines weiteren Bataillons in Aussicht gestellt.
Es wurden daraufhin die 5. Kp. zur Sicherung des Südteiles, die 7. Kp. zur Sicherung des Westrandes eingesetzt, die 6. Kp. hinter der Mitte des Abschnittes bereitgestellt, ebenso starke Teile der 8. Kp.
Als ich am 24.9.41 vormittags, die Stellung abritt, erschien es mir und den Kp.-Chefs möglich, die Stellung auch gegen überlegene Kräfte zu halten. Um 14.00 Uhr meldete die 5. Kp. einen starken Angriff und bat gleichzeitig um Munition. Ich entsandte sofort einen Zug 6. Kp. zur Verstärkung des linken Flügels 5. Kp. Als ich mit dem P.K.W. der 14. Kp., der die Munition nach vorn brachte, in den Abschnitt der 5. Kp. hineinfuhr, mußte ich feststellen, daß die Sicherung am Ostufer der Nedra, die vom II./J.R. 132 übernommen werden sollte, nicht schoß, obwohl Russen in Stärke von etwa 2 Kompanien aus dem Dickicht herausgetreten waren und sich in der Sumpfniederung nach Norden bewegten. Ich schickte deshalb den Ord.-Offz. zum II./J.R. 132 mit dem Auftrag, den Angriff von dort abzuwehren und ebenfalls zum Regiment 132 mit der Bitte um Unterstützung.
Als ich zum Btl.-Gef. Stand zurückkehrte, erfuhr ich, daß der Kompanieführer 5. Kp. gefallen, sein Zugführer verwundet und beim linken Flügel der Kompanie infolge Umfassens am Ostflügel rückwärtige Bewegungen einsetzten. Ich übertrug meinem Adjutanten, Leutnant Borck, die Führung der 5. Kp. und gab dem Führer der 6. Kp., Leutnant Iffländer, den Auftrag, mit seiner Kompanie vorzugehen und die Lage am Ostflügel der 5. Kp. wieder herzustellen.
Um hinter den Brennpunkt zu kommen, verlegte ich den Btl.-Gef. Stand an den Beobachtungsturm in der Nähe der Brücke zugleich mit der Absicht, die Verteidigung der Brücke zu organisieren und das mir inzwischen zugesagte Unterstützungs-Bataillon gleich richtig einsetzen zu können. Es gelang mir gerade noch, die Brücke durch eine Pak, 2 l.M.G. und meine Melder als Gewehrschützen zu sichern, als schon die Russen in großen Massen angriffen. Als beide l.M.G. ausgefallen waren, die Pak sich verschossen hatte und der Feind infolgedessen auch am Westufer nach Norden vordringen konnte, war ich vom Bataillon abgeschnitten.
Da II./J.R. 132 sich an der Abwehr nicht beteiligte, mußte ich mit den mir verbliebenen Gewehrschützen nach Nordosten ausweichen, da der ganze Südosten des Dorfes in der Hand der Russen war. Ich versuchte nun, über Bahnhof Beresanj und Eisenbahnbrücke, die durch einen Zug gesichert sein sollte, zum Bataillon zu gelangen, das von einem Bataillon vom J.R. 132 am Bahndamm aufgenommen werden sollte. Ich fand aber die Eisenbahnbrücke und den Bahnhof in der Hand der Russen. Ich mußte also durch den Sumpf nach Nedra ausweichen, meldete mich bei der Division und wurde von da mit einem Pakzug nach Beresanj geschickt. Dort bekam ich Feuer und verlor ein Fahrzeug mit Geschütz. Als ich am Bahndamm entlang das Bataillon suchte, stieß ich ebenfalls auf Russen und mußte mein Vorhaben zunächst aufgeben.
Am 25.9.41 morgens, ging ich mit einem Offz.-Spähtrupp des I./J.R. 442 vor, erreichte mit Lt. Müller als Erster den Ort, fand dort von Russen eingeschlossen Lt. Fabian mit einem l.I.G. Zug und 4 Gruppen 5. Kp. Ich säuberte mit diesen den Ort an der Hauptstraße entlang bis zur Brücke, wo ich um 10.30 Uhr eintraf und feststellte, daß lange russische Kolonnen nach Norden zogen. Ich unterstellte mir den etwa 1/2 Stunde später eingetroffenen Offz.-Spähtrupp und griff die Russen sofort an. Um 14.00 Uhr traf der Anfang des III./J.R. 442 ein.
In der Nacht hatte das Bataillon im Nordwestteil des Ortes einen Igel gebildet und sich gegen die Angriffe der Russen behauptet. Das zum Entsatz des Bataillons eingesetzte J.R. 132 war mit seinem Angriff nicht durchgedrungen. Als Oblt. Marschner, der an der Verteidigung das größte Verdienst hat, um 5.00 Uhr den Bahndamm überschritt, fand er Teile vom J.R. 132 vor, die ihm den Befehl übermittelten, nach Nedra zurückzugehen. Aus einem bisher nicht aufgeklärtem Grunde ist die Gruppe Fabian davon nicht verständigt worden und hielt sich bis zu meinem Eintreffen.
Das Bataillon machte am 23., 24. und 25.9.41 bis zum Beginn der Säuberungsaktion insgesamt 1921 Gefangene, wovon 985 an die Sammelstelle der 44. I.D. gegen Bescheinigung abgegeben wurden. Bei der Säuberungsaktion wurden etwa 40 Gefangene gemacht. Die blutigen Verluste der Russen waren sehr hoch.
Eigene Verluste: 2 Offz. tot, 4 Uffz. tot, 26 Mannschaften tot; 1 Offz. verwundet, 1 O.A. verwundet, 13 Uffz. verwundet, 54 Mannschaften verwundet; 10 Mannschaften vermißt.
Nicht eingerechnet sind die Verluste des unterstellten l.I.G.-Zuges und die der unterstellten Pak-Züge.

Lubos, Hauptmann und Btl. Kommandeur

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[B9] Gefechtsbericht des Chefs 8. Kompanie / Infanterie-Regiment 429 (Olt. Marschner):

8. (M.G.) Kompanie / Inf. Rgt. 429
O.U., den 26. September 1941.

Dem Bataillon.

Bericht des Oberleutnant Marschner 8. Komp.
über das Gefecht um Beresani am 24. September 1941.

Russische Truppen griffen am Nachmittag die von II./429 gesicherte Ortschaft Beresani mit starken Kräften von Westen, Süden und Süd-Osten an. Ich befand mich während dieses Angriffs bei den westlich des nach Süden ragenden Ortsteils eingesetzten schweren Waffen. Dort fragte mich mein Batl.-Kdr. Hauptmann Dr. Lubos nach meinem Eindruck über die Lage und ging darauf mit dem Ord.-Offz. zu dem links anschließenden Abschnitt der 5. Kompanie. Dort war der Sumpfgürtel besser passierbar und der Gegner griff mit besonders massierten Kräften in immer neuen Wellen an. Etwa 3/4 Stunde nach Angriffsbeginn beobachtete ich, daß Teile der angreifenden Russen durch den Südzipfel in den Ort eindrangen und meinen linken Flügel umgingen. Ein gegen diesen Gegner eingesetzter M.G.-Zug mußte nach kurzem unter Verlusten durchgeführten Feuerkampf zurückgenommen werden und wurde auf dem Hofe der Kolchoswirtschaft eingesetzt.
Diese Stellung konnte gehalten werden und die angreifenden Russen wurden nach Osten auf den Übergang über die Nedra abgedrängt. Gleichzeitig wurden damit die an der Nedra befindlichen eigenen Truppen von der Masse des Bataillons abgeschnitten.
Die inzwischen im Westteil des Ortes eingedrungenen Russen in Stärke von etwa 60 Mann wurden durch zwei Gegenstöße der 8. Kompanie unter meiner Führung vernichtet. Damit war die Lage im Westteil bis zum Abend gesichert. Es gelang jedoch bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht, Verbindung mit den an der Nedra abgeschnittenen Teilen des Bataillons wieder herzustellen, die der Russe von drei Seiten bedrängte, da er inzwischen auch ostwärts der Nedra weit nach Norden durchgebrochen war.
Mit Einbruch der Dunkelheit bezog ich mit dem Bataillon eine Igelstellung im Westteil des Ortes. Ein von mir geführter Spähtrupp erreichte in der Dunkelheit die Gegend des Flußüberganges, erhielt jedoch Feindfeuer und mußte sich zurückziehen. Eine Verbindung mit den erst nach 22.00 Uhr in den Ort vorfühlenden Teilen von I./132 war nicht zustandegekommen.
Ein Funkspruch mit der Bitte um Verstärkung wurde zwar von I./429 quittiert, blieb jedoch ohne Antwort. Meine während der ganzen Nacht fortgesetzten Bemühungen, durch Funk Verbindung nach Außerhalb zu bekommen, waren ohne Erfolg.
Da die Werfermunition des Bataillons ganz und die M.G.-Munition bis auf 20 % verschossen war, entschloß ich mich, mit Morgengrauen durch Verlegung der Abwehrfront an die Bahnlinie wieder Anschluß an die eigenen Kräfte zu gewinnen. Auf Befehl der 44. Inf. Div. schloß ich mich bei Eintreffen an der Bahn dem dort liegenden I./132 an und erreichte gegen 11.00 Uhr Nedra.

Marschner, Oberleutnant u. Kp.-Chef.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[C1] Tagesbefehl des Kommandeurs 168. ID (GM Kraiß) vom 12. Juli 1941:

168. Infanterie-Division, Kommandeur
Div.St.Qu., den 12.7.1941.

T a g e s b e f e h l !

Soldaten der 168. Division !


Ich übernehme heute die Führung der kampfbewährten Division. In gegenseitigem Vertrauen und im festen Glauben an den Endsieg werden wir unsere Feinde schlagen.
Es lebe unser großer Führer!

Kraiß, Generalmajor

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[C2] Tagesbefehl des Kommandeurs 168. ID (GM Kraiß) vom 3. September 1941:

168. Jnf. Division, Kommandeur
Div.Gef.Stand, den 3.9.1941.

Der mit dem 22. Juli begonnene Einsatz der Division zur Sicherung und weiteren Abschließung des Brückenkopfes Kiew hat an Führung und Truppe Anforderungen besonderer Art gestellt.
Diese Aufgabe brachte zwar nicht solche außergewöhnliche körperliche Beanspruchung von Mann und Pferd mit sich wie die vorhergegangenen Marsch- und Kampfwochen.
Sie forderte jedoch Umstellung der Truppe auf eine ihr ungewohnte Art des Abwehrkampfes auf breitester Front, damit verbunden ständige Wachsamkeit und Bereitschaft des Mannes bei Tag und Nacht und unermüdlichen, selbständigen Einsatz aller Führer und Unterführer bei ihren Sicherungs- und Überwachungsaufgaben in der Front.
Die Division hat die ihr gesetzte Aufgabe voll gelöst. Sie hat alle Einbruchsversuche des Gegners zum Scheitern gebracht, ihm in kühnen Spähtruppunternehmen empfindliche Verluste zugefügt und die weitere Einschließung der Festung im erfolgreichen Angriff mit herbeigeführt.
In enger, bewährter Kampfgemeinschaft haben Infanterie und Artillerie, Pioniere und Panzerjäger in gleicher Weise zum Erfolg beigetragen, die Nachrichten- und Versorgungstruppen durch unermüdlichen Einsatz wesentlichen Anteil am Gelingen der Aufgabe.
Ich spreche allen Truppen meiner Division für die während der Kämpfe vor Kiew gezeigten Leistungen meinen Dank und meine uneingeschränkte Anerkennung aus. Unser aller Gedenken gilt den während dieser Kämpfe gefallenen und verwundeten Kameraden.
Die nunmehr erfolgte Ablösung aus der Front vor Kiew soll der Division eine kurze Zeit der Ruhe und Sammlung bringen. Eine längere Dauer der Rast ist nicht zu erwarten. Es kommt für alle Verbände des Ostheeres darauf an, dem Feind unentwegt an der Klinge zu bleiben und ihm nicht Zeit zur Ruhe und zur Schließung seiner materiellen und personellen Lücken zu schenken. Auch die Division wird damit rechnen können, daß sie bald wieder zum Angriff gegen den Feind vorgeführt wird.
Ich habe die Überzeugung gewonnen, daß die Division in den vergangenen Wochen nicht nur wertvolle praktische Kampferfahrungen gewonnen hat, sondern daß trotz der langen Dauer des Einsatzes in der Abwehr und Sicherung der Angriffsgeist und Angriffswillen die gleichen geblieben sind. Ich weiß daher, daß Führer und Mann sofort freudig bereit sind, zu marschieren und zu kämpfen, wenn der Befehl kommt.
Umsomehr gilt es die Tage der Rast zur Erholung, zur Körperpflege, Instandsetzung von Bekleidung und Ausrüstung, zur inneren und äußeren Auffrischung auszunutzen.
Ich mache es daher allen Kommandeuren und Einheitsführern zur Pflicht, in dieser Richtung, bei Einschränkung des Wachdienstes auf das unumgänglich notwendige den Dienst der Truppe einzuteilen und zu überwachen. Anregung für Unterricht und Unterstützung für Freizeitgestaltung wird von den Abtlgn. der Division im Rahmen des möglichen erfolgen.

Kraiß

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[C3] Tagesbefehl des Kommandeurs 168. ID (GM Kraiß) vom 29. September 1941:

168. Inf. Division, Kommandeur
Div.Gef.Stand, den 29.9.1941.

T a g e s b e f e h l !
Soldaten der 168. Inf. Division!

Am 21. September, auf dem Marsch nach Osten, kam für die Division nach Überschreiten der mächtigen Stromhindernisse des Dnjepr und der Djesna unerwartet der Befehl zum Abdrehen nach Süden, um in die größte Vernichtungsschlacht der Kriegsgeschichte ostwärts Kiew einzugreifen.
In gewaltigen Marschleistungen durch Nacht und Regen auf schlechter, verwahrlosten Fahrstraßen seid Ihr dem Schlachtfeld zugeeilt.
Bereits am 22.9. vormittags konnten vorgeworfene Kräfte ausbrechende Feindgruppen bei Nowy-Bassan im Angriff zurückschlagen und der Vernichtung zuführen.
Noch am Abend dieses Tages war das Inf. Regt. 429 bei Baryschewka dem Gegner an der Klinge, während die anderen Truppen der Division zwischen Trubesh und Nedra dem Feind den Weg nach Norden sperrten.
In unablässigen Angriffen habt Ihr unter ständig wechselnden Kampflagen in den folgenden Tagen den roten Gegner immer mehr in die Enge der Sumpfniederungen getrieben, seine stark massierten Kampfgruppen zerschlagen und zersprengt und ihre wilden nächtlichen Ausbruchsversuche zum Scheitern gebracht.
Rund 14 000 Gefangene, darunter 1 Kommandierender General und andere hohe Stäbe, große Beute an Waffen und Gerät sind der Erfolg dieser kurzen Kampftage. Der Rest des Feindes wurde vernichtet.
Mit mir sind alle Eure Vorgesetzten, vor allem aber die Heimat stolz auf Eure Leistungen!
Manch' braver Kamerad ist auf diesem Kampffeld geblieben oder verwundet. Ihr Opfer kann uns aber nur härter und fanatischer machen im unbesiegbaren Willen, diesen Feind völlig zu vernichten und die durch ihn unserem Volk drohende, furchtbare Gefahr endgültig zu bannen.
Als "eiserner Gegner" seid Ihr, Soldaten der 168. Inf. Division, vom Gegner gekannt und gefürchtet.
Vorwärts denn, wenn der Befehl kommt, ihm von neuem entgegenzumarschieren.

Es lebe der F ü h r e r !

Kraiß

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[C4] Tagesbefehl des Kommandeurs 168. ID (GM Kraiß) vom 10. Dezember 1941:

168. Jnf. Division, Kommandeur
Div.Gef.Stand, den 10.12.1941.

Divisionstagesbefehl.

S o l d a t e n der 168. Jnf.-Division!
Mit der jetzt erfolgten Verlegung in den Raun um, Charkow findet ein für die Division an kämpferischem Erleben besonders vielseitiger und erfolgreicher Einsatz seinen Abschluß.
Rufen wir uns noch einmal kurz die Ereignisse ins Gedächtnis zurück!
Nach nur kurzer Rast seid Ihr vor heute mehr als 2 Monaten nach Abschluß der großen Vernichtungsschlacht ostw. Kiew von den Gefechtsfeldern von Baryschewka und Beresan aus dem Feind von neuem entgegenmarschiert.
Es galt, zunächst in der Ostflanke der Armee abschirmende schnelle Truppen anzulösen und wieder Fühlung mit dem Gegner zu gewinnen.
Trotz der vorhergegangenen Anforderungen und beschwerlicher Wege erreichte die Division in starken Märschen über Priluki, Romny bereits am 5.10.41 mit Anfängen den Raum südostwärts Nedrigailow. Hierdurch konnte sie dort die Sicherung für den weiteren Aufmarsch des Korps übernehmen und schnalle Truppen des Generalbersten Guderian für den Vormarsch auf Moskau freimachen.
Obwohl die ersten winterlichen Schneestürme die Ablösung und Bereitstellung erschwerten, trat die Division schon am 7.10.41 zum Angriff an.
In kraftvollem Ansturm wurde der Gegner, Teile der 1. roten Gardedivision, geworfen, vernichtet oder zersprengt. Durch scharfes Nachstoßen wurde dem Feind keine Zeit gelassen, sich an den Waldhöhen des Pssiol erneut zur Abwehr zu setzen. Im kühnen nächtlichen Zupacken gelang es sogar der Kampfgruppe J.R. 429 die wichtige Brücke über den Pssiol bei Woroshba unversehrt in die Hand zu bekommen. Damit brach die gesamte, am Pssiol-Abschnitt vorbereitete rote Verteidigung zusammen.
Neben dem geschlagenen Feind gesellte sich von jetzt ab ein neuer Gegner zu, - das Schlackwetter und damit der Schlamm und Morast russischer Wege in dem nach Osten zum Donez sich erstreckenden, schluchten- und höhenreichen Gelände,
Ungeachtet aber all dieser Erschwernisse kämpften sich die Truppen der Division im unaufhaltsamen Vorwärtsdrang bis zur Worskla durch. Am 21.10.41 durchbrach die Kampfgruppe J.R. 417 die feindliche Aufstellung an der Worskla und stieß unter scharfem Anpacken des Gegners durch bis auf das Höhengelände nordwestlich Belgorod. Die Stadt und die Übergänge über den Don fielen damit rasch in unsere Hand.
Während dieser ganzen Zeit kämpfte das abgesetzt vorgehende J.R. 442 die Südflanke der Division frei und ermöglichte so den raschen, ungehinderten Vormarsch der übrigen Truppen der Division.
In den nun folgenden ersten Winterwochen hatte die Division den für künftige Operationen so bedeutsamen Brückenkopf Belgorod zu sichern.
Immer wieder versuchte der Gegner in den Brückenkopf einzubrechen. Seine fast täglichen Angriffe und Überfallversuche scheiterten an Euer Wachsamkeit, Einsatzbereitschaft und Angriffsfreude. Die in den Angriff getriebenen roten Bataillone wurden zusammengeschossen, im sofortigen Gegenstoß zerschlagen oder im überraschenden Gegenangriff unter blutigen Verlusten verjagt.
In harter Weise wurden hier durch das Geschwätz jüdischer Kommissare verdummte Rotarmisten belehrt, daß der deutsche Soldat auch unter den Unbilden des Russischen Winters zu kämpfen und anzugreifen weiß. Sogenannte bolschewistische Gardetruppen lernten hier an den Soldaten der 168. Jnf.Division, daß jeder deutsche Infanterist ein Garde-Soldat ist.
An der Kette der stolzen Erfolge dieser 10 Wochen haben alle Truppen der Division ihren Anteil. Jeder Soldat, ob er nun mit dem Gewehr, am Maschinengewehr, am Geschütz, am Steuer eines Kraftfahrzeuges oder am Panjagespann seine Pflicht tat, hat mit zum Gelingen des Kampfauftrages der Division und damit zum Erfolg der gesamten Operation beigetragen.
Ihr seid jetzt, Soldaten der 168. Jnf.Division, aus der vordersten Front, in der ihr solange gekämpft habt, herausgezogen.
Für das, was Ihr geleistet habt, gibt es keine schönere Anerkennung als der Dank, der Glaube und die unbedingte Zuversicht, mit der die Heimat unseren Kampf begleitet. Sie und das Opfer unserer Kameraden sind uns allen zugleich ernste Mahner stets neuer Einsatzbereitschaft.
Jeder von Euch muß sich darum im Klaren sein, daß es keine müßige Ruhe für uns gibt. Ruhe bedeutet Stillstand. Stillstand aber gibt es in diesem Kampf für keinen deutschen Soldaten, solange nicht das letzte im Sold jüdischer Verbrecher stehende rote Bataillon vernichtet ist.
Der Eintritt Japans in den Kampf gegen den Erbfeind England, den Urheber dieses Krieges, und das ihm seit langem verbündete Amerika, hat endgültig die Fronten in diesem Weltkampf geschieden. Siegen werden in diesem gewaltigem Kampf am Ende die tapfersten, härtesten und einsatzbereitesten Soldaten.
Unsere Aufgabe lautet also - Erhöhung der Einsatzbereitschaft! - dazu gilt es, die kommenden Tage und Wochen auszunutzen, um unser Schwert wieder durch Pflege der Waffen und Gerät zu schärfen und unsere Kampftaktik durch Auswertung der reichen Feldzugserfahrungen zu vervollkommnen.
Gehen wir also sofort an diese Aufgabe, damit wir bereit sind, wenn von neuem der Befehl des Führers uns zum Kampf ruft.

Kraiß

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[C5] Tagesbefehl des Kommandeurs 221. ID (GL Pflugbeil) vom 18. Februar 1942:

Kommando 221. Inf.Div., Abt. IIa
Div.Gef.St., den 18. Februar 1942.

Tagesbefehl Nr. 5

Mit dem 17. Februar 1942 scheidet das Inf.Rgt. 429 aus dem Verband der 221. Inf.Div. aus.
Das Regiment, das vom 29. Dezember 1941 an unter meinem Befehl gestanden hat, erwies sich in den schweren Kämpfen unter der energischen Führung seines Kommandeurs Oberst Gruner als eine tapfere Einsatztruppe, die sich trotz ungünstigster Witterungsverhältnisse mit Heldenmut in hervorragender Weise geschlagen hat und ihre Aufgaben mit vorbildlichem Schneid stets erfolgreich löste.
Die Division gedenkt in Trauer und Ehrfurcht der tapferen Gefallenen, die heute in der so hart umkämpften russischen Erde ruhen. Zu den Verwundeten gehen unsere besten Wünsche für ihre baldige Genesung.
Allen Angehörigen des Inf.Rgt. 429 spreche ich meinen Dank aus für ihr heldenmütiges Ausharren und die starke Unterstützung, die mir das Regiment zuteil werden ließ.
Für die Zukunft begleiten das Inf.Rgt. 429 alle meine besten Wünsche.

Pflugbeil, Generalleutnant u. Div.Kommandeur

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[D1] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers HGr. Süd (GFM von Rundstedt) vom 21. Juli 1941:

Heeresgruppe Süd, der Oberbefehlshaber
H.Qu., 21.7.1941

T a g e s b e f e h l .

Trotz erbittertsten Feindwiderstandes, grundloser Wege und schlechten Wetters ist es den tapferen, vorbildlich geführten Truppen der Heeresgruppe Süd in den bisherigen zum Teil sehr harten Kämpfen gelungen, dem grausam und hinterhältig fechtenden Feind schwere Niederlagen zu bereiten. Der Ausdauer der Truppen, dem Erfindungsgeist der Führung gelang es, auch unüberwindlich scheinende Schwierigkeiten auf dem Gebiet der Kraftfahrzeug- und Pferdelage zu überwinden.
Ich spreche Führung und Truppe Dank und Anerkennung für ihre bisherigen Leistungen aus.
Um das gesteckte erste Operationsziel - die Masse des der Heeresgruppe gegenüberstehenden Feindes noch westlich des Dnjepr zu vernichten - zu erreichen und damit die Voraussetzung für die völlige Niederwerfung der Sowjetunion zu schaffen, muß ich auch weiterhin die äußerste Anstrengung von Führung und Truppe in schneidigem Angriff und unermüdlicher Verfolgung verlangen.
Nach Erreichen des ersten Operationszieles wird, sofern es die Gesamtlage irgend zuläßt, eine Atempause zur Auffrischung der Truppe ermöglicht werden können, bevor sie zu neuen Aufgaben antritt.

von R u n d s t e d t

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[D2] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers HGr. Süd (GFM von Rundstedt) vom 14. August 1941:

Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd
Den 14.8.1941.

Fast alle Divisionen der 6. Armee haben seit dem 22. Juni in ununterbrochenen, schweren Kämpfen gestanden. Unermüdlich vorwärts drängend, haben sie den Feind geschlagen, wo er sich stellte. Dabei sind zahlreiche feindliche Divisionen vernichtet und damit aus der Kampfkraft der roten Wehrmacht herausgebrochen worden. Viele Kampfwagen und Geschütze aller Kaliber wurden erbeut.
Führung und Truppe haben Hervorragendes geleistet und mit den siegreich geschlagenen Schlachten am Rande der Pripjet-Sümpfe und vor Kiew die unerläßliche Voraussetzung für die Durchführung der Operationen der Heeresgruppe geschaffen. Die Geschichte dieses Feldzuges wird einst die ausschlaggebende Bedeutung dieser unter schwersten Entbehrungen, Wetter- und Wegeverhältnissen erfochtenen Siege für den Gesamterfolg der Heeresgruppe Süd würdigen.
Ich spreche allen beteiligten Dienststellen und Truppen meinen Dank und meine vollste Anerkennung aus.

von Rundstedt.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[D3] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers 6. Armee (GFM von Reichenau) vom 10. September 1941:

Der Oberbefehlshaber der 6. Armee
A.H.Qu., 10. September 1941

Soldaten der 6. Armee !

Die Stunde der Entscheidung auf dem suedlichen Kriegsschauplatz ist gekommen. Ueberall von Sueden und Norden treten deutsche Truppen an zum vernichtenden Schlage.
Auf dem Nordfluegel unserer Armee ist es dem LI. A.K. und seinen tapferen Divisionen vergoennt gewesen, den entscheidenden Stoss ueber Dnjepr und Djessna zu fuehren. In einer kaempferischen Leistung, die des hoechsten Lobes wuerdig ist, wurden hier schwerstes Gelaende und erbittert auf der Erde und aus der Luft kaempfender Feind ueberwunden. Mit solchem Angriffsschwung hatte der Rote nicht gerechnet. Deshalb ist er hier voellig geschlagen worden.
Der Weg ist frei zu neuen Taten.
Soldaten der 6. Armee, jetzt zeigt alle dem Feinde, dass Ihr in den schweren Kaempfen der letzten Monate nicht muede, sondern haerter und staerker geworden seid.
Die rote Suedfront steht vor dem Zusammenbruch.
Dem schnellen Zufassen, dem kuehnen Wagemut winkt jetzt Sieg und Lohn.
Darum vorwaerts und ran an den Feind!
Es lebe der Fuehrer!

v. Reichenau, Generalfeldmarschall.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[D4] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers des Heeres (GFM von Brauchitsch) vom 23. September 1941:

T a g e s b e f e h l .
An Heeresgruppe Süd.

Vor wenigen Wochen sprach ich in meiner Anerkennung für das in der Schlacht von Uman Geleistete die Erwartung aus, daß die damals errungenen Erfolge die Voraussetzung für weitere siegreiche Taten der Heeresgruppe bedeuten möchten. Diese sind nun in der Schlacht zwischen Djeßna und Dnjepr in einem Umfange eingetreten, wie sie in der Kriegsgeschichte selten sind.
In einer unter der bewährten Führung des Oberbefehlshabers der Heeresgruppe Süd, Generalfeldmarschall von Rundstedt, durchgeführten Umfassungsschlacht ist es gelungen, rund 50 feindliche Divisionen zu vernichten und sich damit den Weg in die Tiefe des russischen Raumes freizumachen.
Ich spreche der Führung der Heeresgruppe und allen nachgeordneten Kommandobehörden meine volle Anerkennung für die in so vorbildlicher Weise angelegte und durchgeführte Operation aus.
Allen an dieser Schlacht beteiligten Truppen sage ich vollsten Dank und höchste Anerkennung für das, was sie auch hier wieder geleistet haben.
Noch ist der Feldzug nicht zu Ende. Noch harren der Truppen der Heeresgruppe große Aufgaben. Ich weiß, daß jeder Einzelne bestrebt sein wird, sein Bestes herzugeben, um sie zu lösen.

Hauptquartier OKH, 23.9.1941.
von B r a u c h i t s c h, Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber des Heeres.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[D5] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers HGr. Süd (GFM von Rundstedt) vom 23. September 1941:

H.Qu., 23.9.1941.

T a g e s b e f e h l .
Soldaten
der 6. und 17. Armee und der Panzergruppe 1 !

Ein Sieg größten Ausmaßes ist errungen, die Armeen der Südwestfront sind zerschlagen und vernichtet.
In unerhörter Zähigkeit und mit unbeugsamem Siegeswillen haben Führung und Truppe die Forderungen erfüllt, die ich am 15.8.1941 gestellt habe.
Mein Dank und meine Anerkennung gilt in gleichem Maße den Führern, den fechtenden Truppen, den unterstellten Teilen der Luftwaffe, wie den Versorgungstruppen und nicht zuletzt den tapferen Kameraden der Luftflotte 4.
Der Sieg soll uns bestärken in dem Willen, nicht nachzulassen, bis der Feind endgültig aus dem Felde geschlagen ist. Der Dank und das Vertrauen der Heimat sind uns schönster Lohn.
Vorwärts für Deutschland!

v. Rundstedt, Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[D6] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers 6. Armee (GFM von Reichenau) vom 27. September 1941:

Der Oberbefehlshaber der 6. Armee
A.H.Qu., den 27.9.1941

A r m e e t a g e s b e f e h l

Die Schlacht von Kiew hat geendet mit dem größten Sieg der Kriegsgeschichte.
Soldaten der 6. Armee, getreu meiner Mahnung vom 10. Sept., habt Ihr durch die Tat bewiesen, daß Ihr in den langen Kämpfen härter und stärker geworden seid. Durch Eure Tapferkeit und Euren Angriffsschwung konntet Ihr entscheidend beitragen zu diesem gewaltigen Erfolg des deutschen Heeres und der Luftwaffe.
Die rote Südfront ist vernichtet und zertrümmert. Deutsche Kräfte sind frei zu neuen Taten.
Ich danke allen, die durch Führung Kampf und Arbeit mitgeholfen haben, diesen herrlichen Sieg zu erringen.
Wir gedenken in stolzer Trauer und Ehrfurcht der guten Kameraden; die ihr Leben hingaben
für Deutschland.

Sie sollen weiterleben in unseren Herzen und in unserem Handeln.
Der Wille der obersten Führung hat Truppen der 6. Armee auf neue Kriegsschauplätze abberufen. Mit dem Bedauern über das Scheiden so manches treuen Kampfgefährten, der vom ersten Tage ab den an Kampf und Ehren reichen Weg der 6. Armee mitmarschiert ist, verbinde ich meinen Dank und meine Anerkennung für die stets bewiesene soldatische Haltung und hervorragenden Kampfleistungen.
Auf den neuen Wegen wünsche ich ihnen von Herzen Sieg und Heil und alles Soldatenglück.
Wir kämpfen weiter unter unserer alten Parole:
Vorwärts für Führer und Vaterland!

v. Reichenau, Generalfeldmarschall.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[D7] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers des Heeres (GFM von Brauchitsch) vom 19. Dezember 1941:

T a g e s b e f e h l !
Soldaten des Heeres und der Waffen-SS!

Der Freiheitskampf unseres Volkes geht seinem Höhepunkt entgegen. Entscheidungen weltweiter Bedeutung stehen bevor. Der erste Trägen das Kampfes ist das Heer, Ich habe daher mit dem heutigen Tage die Führung des Heeres selbst übernommen. Als Soldat vieler Weltkriegsschlachten bin ich mit Euch aufs engste verbunden im Willen zum Sieg.

Führerhauptquartier, den 19.12.41.
Adolf H i t l e r.

Tagesbefehl an das Heer!

Soldaten! Der Führer hat mit dem heutigen Tage, in einer Zeit bevorstehender größter Entscheidungen, die Führung des Heeres als der 1. Träger das Kampfes persönlich übernommen. Gleichzeitig hat er meiner vor einiger Zeit ausgesprochenen Bitte stattgegeben, mich wegen eines Herzleidens von der Führung des Heeres zu entbinden.
Soldaten! Fast 4 Jahre habe ich als euer Befehlshaber das beste Heer der Welt geführt. Dieses Jahr umfassen für Deutschland eine Füller größter geschichtlicher Ereignisse und für das Heer größte soldatische Erfolge. Stolz und dankbar blicke ich auf diese Zeit zurück. Stolz auf Eure Leistungen, dankbar für Eure Treue. Große Aufgaben sind erfüllt, große und schwere stehen noch bevor. Ich bin überzeugt, daß Ihr auch diese lösen werdet. Der Führer wird uns zum Siege führen. Stahlhart im Willen, vorwärts den Blick! Alles für Deutschland!

Hauptquartier OKH, den 19.12.41
von Brauchitsch, Generalfeldmarschall.

168. Jnf. Division, Kommandeur.
Div.Gef.Stand, den 20.12.41.

Vorstehende Tagesbefehle sind in Appellen von den Einheitsführern der Truppe bekanntzugeben. In diesen Appellen ist auf die Bedeutung der Entscheidungen, vor denen wir im Osten stehen, hinzuweisen.

Kraiß.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[D8] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers HGr. Süd (GFM von Reichenau) vom 20. Dezember 1941:

Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd
H.Qu., 20.12.1941.

Soldaten der Heeresgruppe Süd !

Die Übernahme der unmittelbaren Führung des deutschen Heeres durch den Führer ist uns eine neue Gewißheit unseres Sieges. Wir danken dem Führer, daß er zu seinen großen Aufgaben auch diese gewaltige nunmehr ganz übernommen hat.
Das Ostheer und damit auch wir, meine Soldaten, wissen, daß wir in dem Raume kämpfen, in dem die Gesamtentscheidung des Krieges fällt. Aus dieser klaren Erkenntnis fühlen wir die stolze Verpflichtung, Ungewöhnliches zu leisten.
Von jetzt ab sind wir dem Führer näher verbunden, denn er ist ganz unser Führer geworden. Deshalb wollen wir uns alle geloben, unsere Liebe und Treue durch größte Härte in Ausdauer und Kampf zu beweisen. Unser Sieg ist sein Sieg !
Es lebe unser Führer und sein Heer !

v. Reichenau.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)


[D9] Tagesbefehl des Oberbefehlshabers HGr. Süd (GFM von Reichenau) vom 20. Dezember 1941:

Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd
H.Qu., 20.12.1941.

T a g e s b e f e h l.

Stalin hat am Jahrestage der bolschewistischen Revolution befohlen, daß jeder Deutsche auf russischem Boden getötet werden müsse, hat also den absoluten Vernichtungskrieg verkündet.
Die Moskauer Heeresberichte sprechen seit dieser Zeit nie mehr von Gefangenen, sondern melden nur noch phantastische Zahlen von Toten, die der Feind niemals hat sehen können. Ferner rühmen sie russische Truppen, weil sie deutsche Offiziere und Soldaten "niedergemacht" haben. Auch dabei werden beliebige Zahlen genannt.
Auch in der härtesten Kriegsführung von Soldat gegen Soldat ist es bisher nicht üblich gewesen, einen Gegner "niederzumachen". Aus der offiziellen russischen Darstellung geht zum mindesten das Mordgelüst ihrer völlig vertierten Führung hervor.
Deutsche Soldaten! Ihr habt den Russen lang genug als willenloses Werkzeug in der Hand seiner Kommissare kennen gelernt. Er ist im Stand, jede Gemeinheit zu begehen. Ich fühle mich verpflichtet, Euch diese Tatsachen mitzuteilen, damit Ihr genau wißt, was Ihr von der roten Bestie zu erwarten habt.
Denkt in jedem Kampfe daran und, wenn es hart auf hart geht, so verkauft Euer Leben so teuer als möglich, bis zur letzten Patrone. Lebt dieser Geist weiter in Euch, dann wird auch künftig jeder Ansturm des roten Gesindels vor unserer Linie blutig enden.

v. Reichenau.

(Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 26-168)

Letzte Änderung am Sonntag, 6. Mai 2007.